28.07.2007, 09:05
Spannende Diskussion - toll.
Diese Gedanken, Opfer einer Situation zu sein, finde ich nicht zielführend - es ist ein Blickwinkel, dem ich mich ergeben kann oder es anders betrachten. Ich kann verschiedene Blickwinkel immer konkret auf mich beziehen und sie als zutreffend akzeptieren, wenn ich mich auf die für die Bewertung dieses Blickwinkels benötigten Begrenzungen beschränke.
Ich finde den Gedanken an die "Werterfüllung" sehr spannend im Bezug auf Egoismus. Doch wie wird denn "Werterfüllung" verstanden?
In dem Augenblick, indem ich die Frage nach speziell meiner "Werterfüllung" in einen gesellschaftlich, moralischen Kontext stelle, kann es leicht passieren, dass ich einer Existenz keine Werterfüllung mehr zurechne - das finde ich falsch, denn jede Existenz bringt im Gesamtzusammenhang Erfahrung, die zu weiterem Erkennen verhilft.
Mal ein Beispiel - ich hatte mal eine Existenz, in der ich blöd war, also, wo mir als Neugeborener der Kopf solange gegen eine Tischplatte gekopft wurde, bis ich keine mentalen Fähigkeiten mehr hatte, wirklich keinen Verstand. Ich sollte nicht mehr weinen, weil das lebensbedrohend gewesen wäre - für mich und für meine Mutter. Ich kannte nur wenige Gemütszustände und konnte zwar zwischen praktisch und unpraktisch unterscheiden, aber ich konnte nichts ablehnen oder falsch finden und deshalb auch nicht leiden. Ich kannte nur den Augenblick, konnte intensiv lieben und mich sehr glücklich fühlen in den unmöglichsten Situationen. Es hat mich aber sehr wütend gemacht, dass ich nicht reden und mich nicht verständlich machen konnte, auch wenn ich intuitiv andere verstanden habe - die mich aber nicht. Und ich habe da in nem Schweinestall gelebt und wurde missbraucht und sollte erst durch Feuer getötet werden und später wurde ich dann mit 16 erstochen. Und das klingt alles ganz grauslig und unter moralischem Blickwinkel würde man einer solchen Existenz die Werterfüllung absprechen.
Ich könnte andere Existenzen aufzählen, wegen derer ich mir aus der aktuellen Realität gesehen, moralisch meine Lebensberechtigung absprechen könnte und wenn ich "Werterfüllung" unter moralsichem Aspekt betrachte, dann wären die Existenzen alle ohne Werterfüllung.
Doch der Gedanke, dass eine Existenz zu nix gut wäre, finde ich nun wieder auch völliger Blödsinn - es gibt nichts, was nicht zu irgendwas gut ist, denn sonst würde es nicht geschehen - uns fehlt nur die Erkenntnis, wozu das gut ist (und sei es, dass wir daraus lernen, ganz klar und bewusst wählen zu können, das wir das nicht wollen!!!)
Aus dieser scheinbar sinnlosen Existenz als blödes Mädchen habe ich unter anderem die Erfahrung mitgenommen, was wirkliche Unschuld ist, was damit gemeint ist, zwar zu unterscheiden, aber mit der Unterscheidung nicht auszugrenzen, sondern zu wählen - also wie sich das genau anfühlt und durch Vergleichen erkannt, an welchem Punkt beim Betrachten in meinem Bewusstsein sich der Verstand einklinkt und wie das wirkt und auch gut zusammenwirkt.
Mir ist als erstes beim Lesen Eurer Beiträge eingefallen, dass ich jede Menge Leute kenne, die sehr gerne bei einer Arbeit angeleitet werden und andere, die sich damit eingeschränkt fühlen würden, müssten sie arbeitsmäßig den Vorstellungen anderer folgen - es gibt also Mentalitäten die sich sehr wohl fühlen, wenn für sie gesorgt wird und welche, die unbedingt für sich und gern auch für andere sorgen wollen.
In dem Augenblick, wo ich das nicht ständig selbst reglementiere, ob ich jetzt jemandem den Freiraum für die eigene Entfaltung nehme, wenn ich das lebe, was mich ausmacht, kann ich offen dafür werden, wirklich intuitiv mich im Kontext von Kooperation zu leben, so dass ich also nicht dauernd Angst habe, andere in Bedrängnis zu bringen (weil ich nur den Konkurrenz-Blickwinkel ansehe) - wesentlich ist, was ich fokussiere - also ob ich mich auf Konkurrenz fixiere oder den Blick für Kooperation habe und erkenne, wie sich alles ergänzt, wenn ich nur dafür sorge, dass ich wirklich mich lebe.
Mich selbst leben ist auch ein Entwicklungsprozess - weg von den anerzogenen Mechanismen hin zu dem, was mir wirklich "schmeckt" und wirklich "meins" ist. Und allen Ernstes finde ich, dass es auch dann gut möglich ist, dass sich jemand an mir ärgert und mich für ne Egoistin schimpft und mir klar macht, dass ich "auf Kosten" anderer lebe oder herzlos wäre. Und davon kann ich mich dann entwedet unterkriegen lassen und mich verkriechen oder ich kann es mir ansehen und erkennen, wie das zustanden kommt (ist ja immerhin in meiner Erlebens-Realität), was dann aber nicht zwangsläufig dazu führen muss, dass ich zurück trete, sondern vor allem den Sinn hat, dass ich erkenne, wozu das gut ist, dass zu erleben und das dann differenziere.
... ich glaub, ich hab mal wieder zuviel geschrieben
Wünsche Euch einen schönen Tag
Ute
Diese Gedanken, Opfer einer Situation zu sein, finde ich nicht zielführend - es ist ein Blickwinkel, dem ich mich ergeben kann oder es anders betrachten. Ich kann verschiedene Blickwinkel immer konkret auf mich beziehen und sie als zutreffend akzeptieren, wenn ich mich auf die für die Bewertung dieses Blickwinkels benötigten Begrenzungen beschränke.
Ich finde den Gedanken an die "Werterfüllung" sehr spannend im Bezug auf Egoismus. Doch wie wird denn "Werterfüllung" verstanden?
In dem Augenblick, indem ich die Frage nach speziell meiner "Werterfüllung" in einen gesellschaftlich, moralischen Kontext stelle, kann es leicht passieren, dass ich einer Existenz keine Werterfüllung mehr zurechne - das finde ich falsch, denn jede Existenz bringt im Gesamtzusammenhang Erfahrung, die zu weiterem Erkennen verhilft.
Mal ein Beispiel - ich hatte mal eine Existenz, in der ich blöd war, also, wo mir als Neugeborener der Kopf solange gegen eine Tischplatte gekopft wurde, bis ich keine mentalen Fähigkeiten mehr hatte, wirklich keinen Verstand. Ich sollte nicht mehr weinen, weil das lebensbedrohend gewesen wäre - für mich und für meine Mutter. Ich kannte nur wenige Gemütszustände und konnte zwar zwischen praktisch und unpraktisch unterscheiden, aber ich konnte nichts ablehnen oder falsch finden und deshalb auch nicht leiden. Ich kannte nur den Augenblick, konnte intensiv lieben und mich sehr glücklich fühlen in den unmöglichsten Situationen. Es hat mich aber sehr wütend gemacht, dass ich nicht reden und mich nicht verständlich machen konnte, auch wenn ich intuitiv andere verstanden habe - die mich aber nicht. Und ich habe da in nem Schweinestall gelebt und wurde missbraucht und sollte erst durch Feuer getötet werden und später wurde ich dann mit 16 erstochen. Und das klingt alles ganz grauslig und unter moralischem Blickwinkel würde man einer solchen Existenz die Werterfüllung absprechen.
Ich könnte andere Existenzen aufzählen, wegen derer ich mir aus der aktuellen Realität gesehen, moralisch meine Lebensberechtigung absprechen könnte und wenn ich "Werterfüllung" unter moralsichem Aspekt betrachte, dann wären die Existenzen alle ohne Werterfüllung.
Doch der Gedanke, dass eine Existenz zu nix gut wäre, finde ich nun wieder auch völliger Blödsinn - es gibt nichts, was nicht zu irgendwas gut ist, denn sonst würde es nicht geschehen - uns fehlt nur die Erkenntnis, wozu das gut ist (und sei es, dass wir daraus lernen, ganz klar und bewusst wählen zu können, das wir das nicht wollen!!!)
Aus dieser scheinbar sinnlosen Existenz als blödes Mädchen habe ich unter anderem die Erfahrung mitgenommen, was wirkliche Unschuld ist, was damit gemeint ist, zwar zu unterscheiden, aber mit der Unterscheidung nicht auszugrenzen, sondern zu wählen - also wie sich das genau anfühlt und durch Vergleichen erkannt, an welchem Punkt beim Betrachten in meinem Bewusstsein sich der Verstand einklinkt und wie das wirkt und auch gut zusammenwirkt.
Mir ist als erstes beim Lesen Eurer Beiträge eingefallen, dass ich jede Menge Leute kenne, die sehr gerne bei einer Arbeit angeleitet werden und andere, die sich damit eingeschränkt fühlen würden, müssten sie arbeitsmäßig den Vorstellungen anderer folgen - es gibt also Mentalitäten die sich sehr wohl fühlen, wenn für sie gesorgt wird und welche, die unbedingt für sich und gern auch für andere sorgen wollen.
In dem Augenblick, wo ich das nicht ständig selbst reglementiere, ob ich jetzt jemandem den Freiraum für die eigene Entfaltung nehme, wenn ich das lebe, was mich ausmacht, kann ich offen dafür werden, wirklich intuitiv mich im Kontext von Kooperation zu leben, so dass ich also nicht dauernd Angst habe, andere in Bedrängnis zu bringen (weil ich nur den Konkurrenz-Blickwinkel ansehe) - wesentlich ist, was ich fokussiere - also ob ich mich auf Konkurrenz fixiere oder den Blick für Kooperation habe und erkenne, wie sich alles ergänzt, wenn ich nur dafür sorge, dass ich wirklich mich lebe.
Mich selbst leben ist auch ein Entwicklungsprozess - weg von den anerzogenen Mechanismen hin zu dem, was mir wirklich "schmeckt" und wirklich "meins" ist. Und allen Ernstes finde ich, dass es auch dann gut möglich ist, dass sich jemand an mir ärgert und mich für ne Egoistin schimpft und mir klar macht, dass ich "auf Kosten" anderer lebe oder herzlos wäre. Und davon kann ich mich dann entwedet unterkriegen lassen und mich verkriechen oder ich kann es mir ansehen und erkennen, wie das zustanden kommt (ist ja immerhin in meiner Erlebens-Realität), was dann aber nicht zwangsläufig dazu führen muss, dass ich zurück trete, sondern vor allem den Sinn hat, dass ich erkenne, wozu das gut ist, dass zu erleben und das dann differenziere.
... ich glaub, ich hab mal wieder zuviel geschrieben

Wünsche Euch einen schönen Tag
Ute