22.11.2013, 10:45
Zitat:Gut beschrieben, wie ich finde. Derlei Impulse erfordern natürlich auch keine Rückversicherungen, da weiß man ohnehin wo's langgeht. Knifflig wird es immer nur dann, wenn man daneben widersprüchliche "Impulse" registriert und nicht sicher ist, welchem man nachgeben sollte.
Das finde ich jetzt gerade interessant, weil ich mich frage, was diese "Widersprüche" zeigen.
Ich glaube, dass es bei den Impulsen, die aus BS2 entstehen keine widersprüche verschiedener Impulse gibt.
Die Widersprüche entstehen meinem Gefühl nach dann wenn entweder die jeweiligen Impulse aus unterschiedlichen Ebenen entspringen (BS1 und BS2) oder beide auf der Ebene von BS1, insofern als es keine reinen Impulse mehr sind, sondern diese bereits im Gewand einander widersprechender Strategien daherkommen.
Mir hat vor 2 Tagen nämlich etwas sehr zu denken gegeben als ich im Rahmen eines Gesprächs über GfK (gewaltfreie Kommuniation) von einer Frau drauf hingewisen wurde, dass die echten Bedürfnisse einander niemals widersprechen oder kollidieren, nur die Strategien zu ihrer Erfüllung kollidieren können.
Diese "Bedürfnisse" sind zwar nicht absolut identisch mit den Impulsen, aber ich empfinde da trotzdem Bezüge.
Es ging in dem Gespräch jedenfalls konkret um das Beispiel, dass das Bedürfnis nach Freiheit und Autonomie mit dem Bedürfnis nach Verbindung, Verbundenheit kolllidiert, als diese Frau das erwähnte, dass diese Bedürfnisse einander nicht widersprechen und problemlos gleichzeitig möglich und umsetzbar sind.
Und diesen Hinweis fand ich für mich sehr plausibel und inspirierend und dadurch richtet sich mein Fokus, wenn es um Widersprüchliches geht jetzt auf das, was unter dieser Widersprüchlichkeit liegt, weil ich davon ausgehe, dass dort, wo sich Widersprüche für mich ergeben, ich noch mehr an der Oberfläche rumkratze (auf der Ebene von BS1 unterwegs bin) und noch nicht in Kontakt mit dem darunterliegenden "Gewebe" (BS2) bin, wo es diese Widersprüche nicht gibt, weil ich dort
noch vor der Strategieentwicklung bin.
Als Bild fällt mir dazu ein Baum ein, wo ich, wenn ich über der Erde, im Sinne von BS1 drauf schaue diverse Äste und Triebe als Unterschiede (oder vielleicht auch verschiedene Bäume, wenn sie an unterschiedlichen Stellen aus der Erde wachsen) wahrnehme und dass diese aber der gleichen Wurzeln entspringen und insofern letztlich eins sind, wenn ich an die Wurzel gehe.
Wenn ich nun auf der Ebene der Unterscheidung fokussiere, kann ich mir denken, dass der eine Trieb besser sei als der andere, sich mehr zur Sonne reckt und mehr Licht bekommt als der Andere und somit wichtiger sei oder glauben, ich müsse mich entscheiden, welcher der "richtigere" und passendere ist.
Wenn ich aber auf die Wurzel fokussiere und welchen Impulsen diese folgt und einen ganzen Baum entstehen lässt (im Gesamtkontext Wald), der mehr oder weniger verzweigt sein kann, dann gibt es dort andere Absichten, primär Kraft, Wachstum und Entfaltung in viele Richtungen, in den Umraum, Lebendigkeit und deren Möglichkeiten.
Zitat:Das stimmt natürlich. Ich überlege gerade, welches Beispiel sich am besten eignen würde für die Art von Unterscheidungsschwierigkeiten, die ich im Sinn habe.
Das interessiert mich! Bin gespannt.
Mich fasziniert dieses Thema Widersprüche jedenfalls sehr, zumal ich öfters damit zu tun habe und gleichzeitig auch immer den Eindruck habe, dass ich, sobald ich mich zwischen Widersprüchen oder in vermeintlichen Dilemmata gefangen fühle, dies bereits ein Ausdruck davon ist, dass ich bestimmten GS und Denkmustern bei mir auf den Leim gegangen bin bzw. auf einer Ebene zirkuliere, die relativ eindimensional ist und mit etwas jongliere, was ein Scheingegensatz ist und dass eine Änderung meiner Fokussierung, so eine Art Switch der Betrachtungsebene derartige Gegensätze und Unterschiede aufzulösen vermag.
Und interessant für mich, ein Auftauchen von Widersprüchen so gesehen als einen Hinweis zu verstehen, dass es sinnvoll sein kann, die Perspektive zu wechseln, als Aufruf zum "Switch".
LG
Kashi