28.10.2013, 19:12
(26.10.2013, 06:55)mark schrieb: Hi Nebel
hmmmm...Hatten wir zwei irgendwann mal ein Problem
Naja, ich sage immer: Andere Leute haben Probleme. Ich habe Familie.
Und feige Exfreunde habe ich. Und ich habe mich mit Davon- und Wiederzugelaufenen herumzuschlagen. Und das mal wieder – herzlichen Dank auch – alles auf einmal.
Ja, man könnte sagen, ich habe ein Problem. Du hast auch ein Problem Mag. Zusammen haben wir Probleme. Wir haben sogar noch etwas gemeinsam. Nein, es ist nicht die Vorliebe für weiße Autos. Jaha, habe ich nicht vergessen Mag. Ich will mich ja auch nicht nur an die schlechten Zeiten erinnern. Aber bevor du großartig herumrätselst – ich sage dir, was wir gemeinsam haben:
AHNUNGSLOSIGKEIT!
Ja Mag, wir zwei beiden ahnungslosen. Das ist das Problem. Ahnungslosigkeit macht früher oder später immer Probleme. Es ist so tückisch. Und am Ende immer so ein richtiger Motherfucker von Problem. Man ahnt es ja gar nicht.
Probleme, Probleme, wo man hinschaut Probleme. Aber sind sie nicht auch das Salz in der Suppe des Lebens? Ja, das sind sie. Ich sage – hör mich wohl an – ich sage das sind sie. Ich sage Amen. Weil es stimmt. Und ich glaube, jede zweite Suppe des Lebens ist gründlich versalzen. Komischer Weise sind es immer die Suppen, die man sich selber eingebrockt und die man hinterher selber, ganz alleine immer auslöffeln muss. Das ist so. Weiß jeder! Die kann man auch nicht – wenn gerade mal keiner hinguckt – mal eben heimlich in die Pflanzenkübel entsorgen und danach unschuldig wie der unschuldigste Engel und Gottes Gefieder aus der Wäsche grinsen. Geht nicht. Hat keinen Zweck. Wie magisch steht die versalzene Brockensuppe auch gleich schon wieder auf den Tisch. Wir werden sie auslöffeln müssen Mag. Wir werden das Gesicht verziehen und würgen, aber wir werden sie auslöffeln. Schließlich wissen wir beide was jeder seit seinen Kindertagen weiß, was jedes Kind weiß. Wir wissen was passiert, wenn man den Teller nicht leer isst. Richtig? Natürlich! Dann wird am nächsten Tag die Sonne nicht scheinen. So ist das. Nämlich. Und Mag, das will ich nicht. Dafür war es viel zu lang dunkel genug. Also werden wir löffeln. Und wir sagen Amen um dies zu bekräftigen.
Ahnungslosigkeit ist das Thema.
Erinnern wir uns deshalb einmal kurz an die schlechten Zeiten. An die Zeit als es dunkel wurde. Die Zeiten, als wir nicht mehr über die Farbe von Fahrzeugen gescherzt haben und über alles Mögliche gelacht hatten, weil die Sonne einfach nicht mehr scheinen wollte. Weil die Situation so war, dass niemand mehr in der Lage war seinen Teller aufzuessen. Stattdessen schien es schmackhafter uns gegenseitig zu fressen. Eine finstere Zeit. Der Teufel soll mich holen, wenn es nicht genau so gewesen ist. Ich sage Amen. O ja, ein beschämendes Gemeinschaftsprojekt in Sachen YCYOR. Und darum hörten wir auch das Geräusch nicht, diesen satten Ton, denn Seth musste sich ja geradezu heftig an die Stirn geklatscht haben. Da schwadronieren wir hier locker flockig über das Seth-Material und was machen wir daraus? Wir verfinstern die Sonne.
Kann mal jemand Amen sagen?
Wir Menschen. Was für eine bekloppte Spezies. Wir ahnungslosen. Wir halten das „Manual“ wie Tash kürzlich sagte, in den Händen und wir haben trotzdem keine Ahnung. Damit nicht genug. Diejenige von uns, die noch am meisten Ahnung hat, wird als Buhmann, wird als Schuldige hingestellt, als diejenige, die schuld daran sein sollte, dass sich die Sonne verfinsterte. Geht es eigentlich noch irrer? Nein! Und alle sagen wir jetzt Amen! Wir ahnungslosen.
Ich hatte damals keine Ahnung was vor sich ging. Was nicht vor Strafe schützt. Ganz und gar nicht. Da war mehr Salz als Suppe in der Suppe. Soviel Salz, das es locker auch noch für die Wunden reichte, die plötzlich aufgerissen wurden. Salz in offenen Wunden – weiß jeder, was für ein Vergnügen das ist. Richtig? Natürlich! Herrlich. Nicht wahr. Jeder Mensch kennt diesen Schmerz. Das kann bei einer bekloppten Idiotenspezies auch gar nicht anders sein. Es hilft nichts, wir müssen wieder Amen sagen.
Eines Tages, der außerhalb von Raum und Zeit liegen wird und ich befreit bin vom Menschsein, werde ich mir auf die Schenkel klopfen und mich kaputtlachen über diese Spezies. Sofern ich dann noch Schenkel habe. Ich habe eigentlich ganz gute Schenkel und würde nur ungern auf sie verzichten. Na, mal schauen, was dann noch geht. Lieber ohne Schenkel, dafür aber Menschfrei. Manchmal kann man nur allzu ungnädig sein mit dem Menschen. Als Mensch darf man das. Jedenfalls versuche ich auch jetzt schon, soviel wie möglich von diesem ganzen Menschenwahnsinn mit Humor zu nehmen. Nicht alles allzu ernst und mich auch selbst auf die Schippe nehmen. Wäre ich doch nur schon in einem sicheren Universum. Ich denke, ich werde noch sehr oft Amen sagen müssen, um damit eine Erkenntnis zu besiegeln. Darum sage ich auch jetzt schon wieder Amen.
(Na, schon Würgereize? Wir sind noch lange nicht am Ende)
Es geht um Ahnungslosigkeit.
Und darum wie Ahnungslosigkeit die Sicht vernebelt.
Und ich sage euch, ebenso wie ich hatte keiner von euch eine Ahnung. Als ich hier nach Monaten der Abwesenheit wieder freudig und mit Lust aufs Forum auftauchte, trat ich in eine Wüste. Überall lagen Trümmer herum, die Wände waren mit Graffiti beschmiert, Hetzparolen in giftigen Farben, der Boden war bedeckt mit Myriaden von Scherben. Und ich hatte keine Ahnung was passiert war. Ihr schon. Ihr glaubtet zu wissen was passiert war und wer der Schuldige ist.
Nein!
Das stimmte damals nicht und stimmt bis heute nicht. Heute bin ich natürlich nicht mehr so ahnungslos (jedenfalls nicht, was die Vorkommnisse von damals betrifft), weshalb ich mir herausnehme es so zu beurteilen.
Ich wusste nichts von einem Kleefeld. Ich kannte höchstens die Blutwiese und war ansonsten mit meinem Raum der persönlichen Erfahrungen höchst zufrieden. Der war WEG als ich zurückkam. Oha. Da hatte der Nebel aber dumm aus der Wäsche geguckt. Den gab es schlicht und einfach nicht mehr. Auch da war kein Stein auf dem anderen geblieben. Meine Fresse. Werwiewaswarum? Wieso das denn?
Die Empörung die überall tobte gab mir dann die Antwort. Plötzlich war von Moral die Rede und das diese geheimen Kammern unmoralisch gewesen sein sollten und dass es deshalb richtig war sie zu verraten und damit zu zerstören. Geheimnisse sterben wenn man sie lüftet. Weiß jeder. Was in Kauf genommen wurde. Die moralische Keule also. Geschwungen von jenen, die selber, ohne mit der Wimper zu zucken, ohne schlechtes Gewissen diesen Räumen und darüber hinaus auch noch Kleefeldern und was weiß ich noch für Ackerflächen beigetreten waren. Man kann sich streiten, sich auseinanderleben, auseinandergehen wollen. Natürlich. Aber warum auf so linke, auf so rattige Weise? Dieser Verrat! JA VERDAMMT NOCH MAL VERRAT! Das war völlig unnötig und nicht weniger unmoralisch. Was soll dieses hinterfotzige Theater? Verrat ist schlimm. Noch schlimmer, wenn er von einstigen Freunden kommt.
Und deswegen konnte ich Tash auch so gut verstehen, als sie anfing mich in die Lage einzuweihen und dabei auch von Dolchstößen und ihren eigenen Wunden sprach. Und bitte Freunde der Sonne und der Finsternis, dass mir da ja keine Missverständnisse aufkommen. Das hat sie so ausgewogen und selbstreflektierend gemacht, wie ich es in einer solchen Situation vorher noch nie von einem Menschen gehört hatte. Hut ab. Dazu muss man erst einmal die Kraft haben, besonders während man selbst noch blutet wie ein Schwein. Ich sage, ihr habt keine Ahnung. Tash ist alles andere als das Monster, als dass ihr sie hingestellt und gesehen habt. Ich bin aber auch nicht blauäugig. Natürlich kann man sich mit ihr in die Haare geraten. Sie ist nicht einfach. Sie ist eine unglaublich starke Persönlichkeit. Und dann muss man sich auch nicht wundern, wenn Auseinandersetzungen mit ihr dementsprechend stark ausfallen.
Den Zoff mit Michael hatte ich noch mitgekriegt. Blutwiese, mit allen Drum und Dran. Das dass nichts mehr werden würde war klar. Aber wieso Kashi? Wieso Niggels? Wieso Mag? Ich konnte das nicht verstehen.
Sie hatten es mit der Angst zu tun bekommen. Heute weiß ich das.
Unnötig meiner Meinung nach. Anstatt Angst vor Tash zu haben und wegzulaufen, wäre die viel bessere Idee gewesen, sich selbst stark zu machen, sich ein Beispiel für wahre Stärke an ihr zu nehmen. Ich sage, vor ihr muss man keine Angst haben. Niemand muss das. Sie selbst ist genauso verletzbar wie jeder von uns. Sie geht nur anders damit um. Stärker eben. Sethischer! Authentischer. Nun gut, aber ich mache weder Kashi noch Niggels daraus irgendeinen einen Vorwurf.
Und Mag, was dich betrifft, Tash war überaus fair in ihrer Schilderung über euer Zerwürfnis. Will heißen, sie hat auch hier nicht einseitig berichtet. Ahnungslosigkeit ist das wahre Problem. Wenn du mich fragst, ob wir beide ein Problem miteinander haben dann sage ich JA. Deshalb, weil du so ahnungslos hier auftrittst. So unvorbereitet. So blauäugig. Und deshalb, weil ich es ebenfalls war – ahnungslos!
Niemand hat dich gerufen Mag. Niemand wäre auch nur auf die Idee gekommen dich zu rufen. Die Trümmer sind beseitigt, die Sonne scheint und wir fühlen uns wohl. Wir fühlen uns sicher. So sicher, dass Tash es mit uns im Einvernehmen war, die die Pforten für dich geöffnet hat als du daran gerüttelt hast. Du bist aus freien Stücken hier wieder angetanzt. Und deshalb haut es mich geradezu von den Socken, dass du mit so dermaßen leeren Händen angekommen bist. Ist das zu fassen? Ich kann es immer noch nicht fassen.
Ja, wir fühlen uns sicher. Aber noch sind wir nur auf den Weg in ein sicheres Universum. Noch längst nicht angekommen. Deshalb wirken auch alte Muster noch bis zu einem gewissen Grad. Befürchtungen, Unkerei, Spekulationen was deine Rückkehr betraf, ja, die gab es. Was will sie? Was soll das? Ich rechnete mit der ganzen Bandbreite. Von erfreulich gut bis abgrundtief schlecht. Und ich hätte keine Skrupel dich mit einem Arschtritt wieder in hohen Bogen hinauszubefördern beim leisesten Anzeichen von „schlecht.“ Ich habe es satt Mag. Diese ganze Kinderkacke. Und Verrat ekelt mich an. Ganz dünnes Eis für dich. Glaubst du, ich will mich hier in Zukunft die ganze Zeit ekeln? Ganz sicher nicht. Aber gut, lass sie sich erstmal erklären, vielleicht wird es ja erfreulicher als wir alle denken. Dachte ich mir.
Wurde es nicht. Leere Hände. Keine Erklärung. Obwohl Apis dich gleich gefragt hatte, nach deinen Erwartungen. Er wollte deine Motive wissen Magret. Stattdessen Seifenblasen und das einzige was du erklärst ist, dass du hier lesen willst. Und ich dachte, dass kann doch nicht sein. Jeder halbwegs klar tickende Mensch hätte doch gewusst, dass angesichts einer solchen heiklen Situation mehr, reichlich mehr kommen muss. Du nicht, du wusstest das nicht. Unglaublich Mag. Da wo ich herkomme fasst man so etwas als Respektlosigkeit auf. Dementsprechend sauer war ich dann auch gleich schon zu Anfang. Du kannst doch Apis nicht so einfach ignorieren. Geht’s noch? Und mich hast du auch ignoriert.
Hör gut zu, damit das nicht im falschen Licht steht Mag. Wenn ich das sage, dann nicht, weil ich mir einbilde hier besonders wichtig zu sein, so dass es an Majestätsbeleidigung grenzt, nur weil man den Nebel ignoriert. Nein, darum geht es nicht. Das hat aber wieder mit deiner Ahnungslosigkeit zu tun. Denn sieh mal Mag, jeder Blinde hätte in der letzten Zeit mitgekriegt, wie verdammt eng Tash und ich mittlerweile sind. Tash ist meine Freundin, wir sind befreundet. Und zwar auf eine Weise, wie sie sich kein Außenstehender auch nur annähernd vorstellen kann. Aber zu mindestens ist es deutlich dass wir befreundet sind. Nicht zu übersehen. Das hätte auch dir auffallen müssen. Und es hätte dir zu Denken geben müssen. Du kennst mich Mag. Du kannst mich einschätzen. Du hast meiner Freundin wehgetan. Und ich sage dir, niemand tut einen meiner Freunde ungestraft weh. Damals war die Lage noch ein bisschen anders. Das gestehe ich zu. Aber du hättest dir vorstellen können, und zwar schon VOR deiner erneuten Anmeldung, dass du deshalb, gerade weil diese Verbindung zwischen Tash und mir, weil diese Freundschaft so sichtbar ist, AUCH mit mir zu rechnen hast. Aber weder zu Apis, der der Boss hier ist, noch zu mir, der der enge Freund deiner Exfreundin ist, auch nur das leiseste Wort. Außer lesen!
Verdammt nochmal Mag. Du hast hier zunächst erst einmal einen scheiß zu lesen. Soweit waren wir noch nicht. Stattdessen hättest du SCHREIBEN sollen. UND ZWAR WIE DER TEUFEL. Offen und ehrlich und vor allem ausführlich auch, hättest du dich erklären müssen. Gleich im allerersten Post. Hast du nicht Mag. Stattdessen Seifenblasen. Und ich auf der Palme. Ganz oben. Ich drehe ihr den Hals um, denke ich. Das ist doch nicht zu fassen. Meine Gedanken Magret.
Und dann haue ich wütend in die mentalen Tasten und schreibe schon im Geiste den flammenden Post, den ich dir vor den Latz knallen will, weil ich wirklich Rot sehe und dann lese ich den Post von Tash, der so ganz anders ist als meine Wutrede, der so sehr aus einem sicheren Universum kommt, wie ich es in absehbarer Zeit nicht hinkriegen werde. Ich war so geplättet, so sehr beeindruckt von diesem Text, von dieser Frau mal wieder, dass ich schrieb, dass du keine Ahnung hast wie sehr Tash dir gerade den Arsch gerettet hat. Ahnungslosigkeit Mag. Das geht immer ins Auge. Und an meinen Post konntest du mal sehen wie ätzend es ist, wenn man aus heiterem Himmel heraus, plötzlich ein Messer zwischen die Rippen bekommt. War sicherlich nicht schön. Da war mein erster Post an dich angenehmer was?
Nun, mittlerweile schreibst du ja endlich ein bisschen mehr. Viel zu spät. Aber immerhin. Ich will das auch gar nicht im Einzelnen bewerten, was du da schreibst. Ich sage auch nichts zu dem Gähnen (meine Fresse). Viel wichtiger ist, dass ich etwas kapiert habe Mag. Das ist wichtig für uns beide. Du kannst es einfach nicht besser.
Ahnungslosigkeit.
Es wird Zeit mal wieder Amen zu sagen.
Da wir beide aber ein Problem haben, reicht es nicht nur über dich zu reden. Ich hatte die Tage auch ein dickes Problem. Ebenfalls aus Ahnungslosigkeit. Ebenfalls aus vernebelter Sicht. Ebenfalls aus einer völlig falschen Einschätzung der Lage heraus.
Es folgt darum Teil 2 dieses Elaborats
Dein Problem habe ich dir aus meiner Sicht nun bis zum Erbrechen ausführlich geschildert. Über meines habe ich natürlich auch lange nachgedacht und bin ums Verrecken zu keiner vernünftigen Lösung gekommen. »Wenn du ein Problem nicht lösen kannst, löse dich von dem Problem.« Das war das einzig halbwegs vernünftige was mir noch einfiel. Und so habe ich dann einen Freund angerufen und ihm gesagt: »Wir gehen auf die Piste, machen ein riesiges Fass auf. So wie schon lange nicht mehr. Keine Wiederrede!« Hat er zwar versucht, hatte aber keinen Zweck. Stattdessen hat er mich einen scheiß Gebrauchtwagenverkäufer genannt und hat mir mein Zeugs am Ende dann doch abgekauft. So sind sie – Freunde!
Und wir waren auf der Piste. An der „Küste“ wie man bei uns zu Hause eigentlich sagt. Naja, da wo eben viel Flüssigkeit zu finden ist. Samstag Abend los, Sonntag gegen 16 Uhr war ich wieder zu Hause und so alle wie ein lecker Eimer in einer bis auf den Grund ausgetrockneten Whiskyfabrik. Dafür aber voll mit reichlich Erkenntnisgewinn. Ich laufe immer noch schief wie ein Klipper im Sturm. Ich bin keine 24 mehr. Allerhöchstens in Euro. Aber auch wenn man doppelt so alt ist, es geht zur Not immer noch. Es kommt auf die Energie an. Und Wut war schon immer ein guter Treibstoff für mich. Offensichtlich hatten wir beide genug Energie. Mein Freund ist verheiratet und hat seine Frau gar nicht erst großartig gefragt, ob er denn ausnahmsweise mal wieder eine Nacht durchsumpfen dürfe (meine Güte). Er wusste, dass er sich deshalb ganz schön was anhören darf, wenn er wieder zurück ist, was seinen Entschluss es einfach zu genießen nur umso festigte. Und es hat ihn offensichtlich Spaß genug gemacht, dass er diesen Seniorenmarathon dann auch gut durchgehalten hatte. Shize drauf.
Irgendwann sind wir in einer Bar gelandet. Bisschen schicker, nachdem wir kurz mal in den Elbschlosskeller hineingeluschert hatten und feststellten, dass wir eine solche »Erlebnisgastronomie« dann doch nicht mehr nötig hätten (meine Fresse. Das war damals schon schlimm und klebrig. Aber heute? Wow!)
Wir sitzen an einem Tisch und quasseln, bis ich irgendwann nur noch mit halben Ohr zuhöre, weil sich da am Barthresen etwas Interessantes tut. Mein Grinsen wird auch immer breiter. Ich stupse meinen Freund an, nicke in Richtung Bar und sage: »Pass auf, da geht gleich eine Bombe hoch.«
Folgendes: Da stand schon die ganze Zeit über ein junges Pärchen am Thresen. Beide so in etwa Mitte zwanzig. Er, ein großer Kerl, Typ Bodybuilder mit der unvermeidlichen Glatze, die ihm aber gar nicht so gut zu Gesicht stand. So ein richtiger Breitmeister mit einem dicken Knoten in der Hose. Ein ganz nervöser Typ. Sie, ein typisches, langbeiniges Sonnenbank-Bambie, wie geleckt, die als Studienfach Shopping und Nägel-machen-lassen gewählt hat. ER hatte mich aber vor allem interessiert. Für einen Möchtegern-Luden war er zu gut angezogen und die Lokalität war auch nicht unbedingt das Revier von Rotlichtratten. Mehr für reiche Söhnchen des Mittelstandes, deren Väter eine gut gehende Autolackiererei oder sowas in der Art betreiben. Auf jeden Fall aber ein Kerl, der sich von der Halbwelt angezogen fühlt, wofür auch die Wahl seines Püppchens sprach – sehr „nasty“, womit im Slang „nuttig“ gemeint ist und obendrein dumm wie fünf Meter Feldweg. Dass beide nicht viel in der Birne hatten und stattdessen auf die reine Oberflächlichkeit setzten, zeigte auch, dass sie kaum miteinander redeten. Aber er hatte sie immer im Blick und wenn er mal woanders hinschaute, dann immer suchend nach irgendeinem Anzeichen von Bewunderung oder Neid in den Augen der anderen Männer – „seht her, dieses Gestell hier gehört mir“. Genau das also, womit Typen wie er eigentlich gar nicht umgehen können. Nämlich wenn ein anderer seine „Alte“ auch nur eine Sekunde zu lange anglotzt. Ich habe in tausend Samstagnächten erlebt, dass haargenau so eine Konstellation die besten Chancen für gute Unterhaltung bietet, weswegen ich auch immer mit einem halben Auge an der Bar war. Und ich sollte Recht behalten.
Irgendwann zupft der Typ sein Handy aus dem Jackett, rollt während des Gesprächs wichtig mit den Augen und gestikuliert ausholend. Was geredet wurde konnten wir nicht verstehen, dazu waren wir zu weit entfernt. Aber egal. Der Pantomime konnten wir sehr gut folgen. Dann senkt er seine Hand mit dem Handy, flüstert Püppi etwas ins Ohr und verabschiedet sich. Seine Gesten sagen: »Bleib da. Rühre dich nicht vom Fleck. Bin gleich wieder zurück.« So in etwa. So charmant, wie es ihm möglich ist.
So, und nun? Bambie allein auf Feld und Wiese nun, rekelt sich betont gelangweilt auf dem Barhocker. Dann werden die zwei Plätze links neben ihr frei, die sofort von zwei ausländischen Herren besetzt werden. Von der Hautfarbe her so Richtung Indien oder Pakistan. Geschäftsleute wahrscheinlich. Jetzt wird es spannend, das war uns klar. Vor allem auch, weil die beiden Asiaten rumdrucksten wie zwei kleine Mädchen und ihr Interesse eindeutig dem „Gestell“ neben ihnen galt. Wo die beiden herkamen weiß ich nicht. Ob die schon länger da waren oder gerade erst frisch angekommen waren – keine Ahnung. Ich habe sie zuvor nicht gesehen.
Dann spricht der etwas dickere von den beiden sie an. Man sieht ihm an, wie nervös er ist. Bambie hat es gekonnt drauf, sich ihm kapriziös wie eine Diva zuzuwenden und ihn mit einem in den Boden stampfenden Blick zu strafen. Jetzt kommen wir beide aus dem Grinsen nicht mehr heraus. In solchen Momenten macht der Idiotenplanet einfach nur Spaß. Und wir drücken beide die Daumen, dass dem Currymann nicht der Mut verlässt. Sein Kumpel beobachtet den Todesmut seines Freundes mit halb offenem Mund. Aber scheiße, nein, dem Heini sinkt das Herz in die Hose und er wendet sich schnell wieder ab. Oooch schade Mensch. Wir sind enttäuscht.
Sie bestellen zwei Drinks beim Barmann und wir sind drauf und dran uns wieder nur uns selbst zuzuwenden. Die Bestellung wurde aber schnell ausgeführt und wie sich herausstellte war das mit den zwei Drinks ein Irrtum. Der Dicke hat DREI bestellt! Hihi. Wir sind wieder im Rennen, grinsen breit und sagen in Gedanken Amen. Das Bambie ist fassungslos. Wir dagegen sind auf alles gefasst nun. Und unser stiller Jubel kennt keine Grenzen als just der Breitmeister nun auch wieder auftaucht. Gutes Timing der Mann. Klasse!
Und dann geht’s auch schon los. Ihr wisst wie Gorilla-Männchen das machen, in solchen Situationen an der Dschungelbar? Genau! Genauso. So in etwa. Ihr könnt es euch vorstellen. Kurz und gut, der Inder fasst sich auch schon an die blutende Nase, während ein ganzer Pulk von Männern nun versucht dazwischen zu gehen, während der Barmann sich in die letzte Ecke verdrückt, so wie schwule Detlefs das nun einmal machen. Keine Ahnung ob er schwul war, es sei ihm gegönnt, sogar wenn nicht. Eindrücke sind nun einmal von Vorurteilen geprägt. Wer kennt einen Barmann der nicht wie der Enkel von Wolfgang Joop aussieht und nicht schwul ist? Komm Leute, geschenkt. Das war ein milchbärtiges Bürschchen, der gut daran tat, sich nicht einzumischen. Sagen wir es so. Aber andere junge Kerle aus der Gästeschaft, besonders jene in weiblicher Begleitung wissen ihre Profilierungschancen in solchen Situationen zu nutzen und wollen mitmischen. Wir beiden „Alten“ bleiben sitzen und amüsieren uns über das Chaos.
Als nach ca. fünf Minuten alles vorbei war und nichts mehr von Meister Propper und seinem stöckelnden Girlie mit den langen Beinen, die bis hinauf zu dem Gürtel reichten, den sie aus Versehen mit einem Kleid verwechselt hatte, zu sehen war, sagte mein Freund lachend: »So waren wir auch mal.«
Bitte? Ich gucke ihn mit großen Augen an und frage: »Wie, so waren wir auch mal. Wie sind wir denn JETZT?«
Er zuckt mit den Achseln und antwortet: »Naja, reifer halt. Erwachsener.«
Was faselt er da?
Ich sage empört: »Na hör mal. Wie würdest du denn reagieren wenn …« Aber er unterbricht mich sofort bohrt seinen Finger in meine Richtung und sagt. »Ach hör doch auf. Hättest du dem Kerl etwa eines auf die Glocke gehauen. Heute immer noch?«
Naja. Nun. Ja. Nein. Also nicht so. Ich hätte … ja keine Ahnung Mensch. Wahrscheinlich hätte heute auch einfach nur ein Blick von mir gereicht und sie hätten sich zurück nach Bangladesch getrollt. Ich habe gute Erfahrungen mit „Dem Blick“. Ich weiß aber auch, dass nicht immer nur ein Blick genügt. »Okay«, sage ich. »Vielleicht nicht mehr auf diese Art. Aber …«
»Nix aber. Wann hast du dich denn zuletzt geprügelt?« fragt er mich.
Tja, das weiß ich auch nicht mehr so genau. Ist ja auch schon länger her. Gebe ich auch zu. »Siehste! Wir kommen doch auch gar nicht mehr so leicht in solche Situationen. Weil wir erwachsen sind. Unglaublich. Aber das sind wir.«
Nun, wir haben noch den ganzen Abend über dieses Thema geredet. Ich sprach dabei dann auch die Situation bei uns Forum an, erzählte ihm von meiner Wut und fragte ihn, wie er denn mit dieser Situation umgehen würde? Wiederum er gab zu, dass er es auch nicht wüsste, dass er da auch keinen richtigen Plan hätte. Wir waren uns aber einig, dass eine Prügelei unter Männern für uns die ehrlichere, die leichtere, die einfach beste Art und Weise ist, um solche Dinge zu klären. Und das ist sie. Das ist so. Auch wenn Frauen das immer nicht verstehen wollen. Aber herrje, was denn sonst?
Er erzählte mir, wie es bei ihm in der Firma, im Büro zugeht. Er hat da einen Vorgesetzten, den er am liebsten auch die Pisse aus dem Leib prügeln würde. Aber das geht nicht. Er meinte, ich hätte gut reden, ich kriege diesen ganzen intriganten Büroscheiß ja gar nicht mit. Da wird gemobbt ohne Ende. Aber was soll man machen? Er könne es sich nicht leisten, nur wegen diesem Arschloch seinen Job zu verlieren. Und dann hat er mir noch erzählt, dass das auf Xing und Facebook auch nicht anders ist. Mobbing. Wie die Mädchen. Und im Internet ist eh Schluss mit auf die Fresse hauen. Entweder du mobbst mit oder du lässt es ganz. Dazwischen gäbe es nichts.
Und dann sagte er noch: »Was willst du machen? Du kannst ihr nicht in den Arsch treten. Du kannst in den Monitor treten und keinen Arsch würde es interessieren. Das kannst du. Und selbst wenn sie leibhaftig vor dir stehen würde. Dann könntest du es auch nicht. Sie ist eine Frau!!!« Ob ich jemals eine Frau geschlagen hätte, fragt er mich allen Ernstes.
Natürlich nicht!
Nicht einmal in meinen allerschlimmsten Zeiten. Darüber brauchen wir gar nicht reden, sage ich ihm. Eben!
»Im Internet verwischt sich das gerne. Da hat jeder sein Pseudonym und man ist schnell versucht das alles geschlechtsneutral zu sehen. Man sieht die Titten nicht.« Ob ich verstehe, was er meint. Ich verstehe. Natürlich. Er hat im Grunde Recht, auch wenn ich durchaus erstaunlich andere Erfahrungen mache.
Ich frage ihn: »Und du? Wenn also keine körperliche Gewalt. Mobbst du?«
Daraufhin sieht er mich nun ganz entrüstet an und sagt empört: »Natürlich nicht. Bin ich ein Mädchen?«
Ist er nicht! Stundenlang nicht.
Und ich bin es auch nicht.
Als ich heute aufgewacht bin, fühlte ich mich zwar körperlich wie ein Schluck Wasser in der Kurve, aber auch gleichzeitig wieder klar im Kopf, trotdeem er sich anfühlt wie ein Balon, gefüllt mit giftigen Gas. Das Gespräch hat mir sehr geholfen, denke ich. Freunde! Man kann sie gar nicht hoch genug schätzen.
Freundschaften halten nicht immer. Das ist so. Aber von meinen Freunden weiß ich, dass sie mich niemals verraten würden, auch wenn man auseinander geht. Und das wissen sie ebenso von mir.
Und noch eines wissen wir, niemals würden wir uns selber verraten.
Ich habe darum auch über Gesichtsverlust noch einmal ganz intensiv nachgedacht. Mag sein, dass ich für den ein oder anderen das Gesicht verliere. Damit werde ich leben müssen und auch können. Was aber überhaupt nicht geht ist, dass ich vor mir selbst das Gesicht verliere. Das würde ganz schwer werden beim Rasieren und noch viel mehr für das eigene Selbstverständnis. Es ist ganz klar. Jetzt! Jetzt ist es mir endlich klar. Ich hatte es die Tage schon wie einen fliegenden Schatten im über mir gesehen, wollte mich ihm aber nicht stellen. Mir sind weitestgehend die Hände gebunden. Das ist frustrierend, aber immerhin ist es nun klar. Eines steht jedenfalls fest: ICH WERDE NICHT MOBBEN!
Und darum Mag. Mein Problem betrachte ich hiermit als gelöst. Ich kann dich nicht zwingen zu gehen. Wenn du hier bleiben willst, dann bleibe. Ich will dir auch nichts Böses. Trotzdem wäre es mir lieber, du würdest es dir wirklich genau überlegen.
Weißt du noch, Jens damals? Der hat mich nicht deswegen auf die Palme gebracht, weil er so stur sein esoterisches Blech unter unser Gold hier mischen wollte. Nein. Sondern weil er angesichts des heftigen Gegenfeuers so unnachvollziehbar stur, so bereitwillig, so nahe an Masochismus grenzend auf seiner Opferrolle beharrte. So etwas kann ich nur schlecht mitansehen. Und deswegen frage ich dich Mag. Maggie, Mädchen, willst du dir das wirklich antun?
Ich unterstelle dir keine bösen Absichten mehr, ich glaube kapiert zu haben, dass du es einfach nicht besser kannst. Das ist dann halt so. Aber du wirst einen langen Atem brauchen. Denn sieh mal, ich kenne deine Motivation zwar immer noch nicht ganz, aber Lesen allein wird es nicht sein. Verkaufe so etwas nicht einem Verkäufer. Ich unterstelle dir, dass du – auch wenn es unbeholfen aussieht – versuchst, irgendwie, auf deine ureigene Art deinen Frieden zu machen. Das ist verständlich. Und wirklich, ich würde es dir gönnen. Ich habe nichts davon dich zu mobben, dich zu quälen. Ich bin kein Sadist. Du hättest nichts davon. Niemand hätte etwas davon. Du wirst es trotzdem nicht leicht haben, wirst trotzdem sehr stark sein müssen. Kannst du das?
Das kannst nur du allein wissen.
Wenn du hier bleiben willst, dann bleib. Aber Mag, rühre Tash nicht an. Rühre Yeti nicht an. Rühre Apis nicht an. Fasse meine Freunde nicht an. Bei Pale mache ich mir keine Sorgen. Ihn schützt seine Gelassenheit. Und er sieht das sowieso alles ganz anders. Aber bitte glaube mir, wenn ich Rot sehe, verliere ich jede Vernunft. Versuche ahnungsvoller zu sein. Versuche sensibler zu sein. Bitte Mag. Ich bitte dich.
Und da du Michael ja angeblich keine Post überbringen kannst (obwohl euer Chat ja gut gefüllt war am Freitag Abend. Aber gut, ihr habt euch sicherlich nur Witze erzählt. Schon klar) spreche ich dich direkt an Michael.
Ich habe es satt Michael. Es steht mir bis Oberkante Unterlippe mich noch länger mit diesen ganzen Scheiß zu beschäftigen. Ich habe anderes zu tun. Darum sage ich dir, wenn du je den Gedanken hattest oder haben wirst, hier auch mal ganz unverbindlich anzuklopfen, verbanne diesen Gedanken gleich wieder. Habe die Stärke das sein zu lassen. Ich werde Apis bitten dich sofort wieder zu löschen, wenn du es versuchst. Und ich denke, er wird mir diese Bitte nicht abschlagen. Und selbst wenn du einen von diesen IP-Wechslern benutzt, ich würde dich sofort an deiner Schreibe erkennen. Da gibt’s nämlich einige Besonderheiten. Ich werde auch darauf drängen, dass Neuanmeldungen sich hier wieder vorstellen müssen. Und ich sage dir auch gleich, ich werde nicht mit dir diskutieren. Bist du hier, bist du kommentarlos auch gleich wieder weg. Habe die Stärke einzusehen, dass es keinen Zweck hätte. Wenn du willst, antworte mir in deinem Forum. Ich werde es lesen. Aber dann lassen wir es gut sein Michael. Von mir aus feixe dir einen. Ist mir egal. Ich mache mich aber nicht wegen dir zum Mädchen. Du weißt bescheid. Nur so läuft es. Nicht anders.
Ansonsten wünsche ich mir für uns alle, dass wir uns ernsthaft daran machen, den Weg in ein Sicheres Universum weiter zu gehen. Ich wünsche mir auch wieder mehr Neuanmeldungen. Hörst du Kashi? Auch ganz neue Neuanmeldungen. Ich weiß, dass die Hemmschwelle hoch ist. Sogar ich weiß das. Ich kann aber sagen, dass es sich am Ende lohnen wird. Für jeden einzelnen. Und liest nicht einfach nur stumm wie die Fische mit, sondern macht auch mal die Klappe auf, lasst mal gelegentlich einen Pieps von euch hören. Dies ist keine Zeitung, dies ist ein Forum!
Damit keine Missverständnisse entstehen. Die Länge dieses Textes ist eine Bestrafung für mich. Geschrieben mit dicken Kopf. Habe ich mir verdient diese Strafe.
Und sage deshalb ein letztes Mal Amen.