11.01.2013, 17:19
Hi!
Nur ist J.K. Rowling in etwa so klassisch wie Dieter Bohlen musikalisch. Und was die sprachliche Eleganz von Rowling im Vergleich zu Hoffmann angeht: Ebensogut könntest Du versuchen, Charlotte Roche auf eine Stufe mit Anaïs Nin zu stellen. Bei beiden ist es feucht - das wars aber auch schon.
Als Schüler las ich privat hauptsächlich Stephen King, Clive Barker, Larry Brent, John Sinclair - und den Metal Hammer.
Lovecraft fand ich auch stark und entdeckte ihn, nachdem ich erfuhr, woher die Vorlage zu Mekong Deltas LP 'The Music of Erich Zann' stammt.
Da ich mich seinerzeit sehr für Spinnen und Insekten interessierte und auch selbst einige (Vogel)spinnen zuhause hatte, habe ich andererseits jedes Buch verschlungen, daß sich um den Bereich Arachnologie und Entomologie drehte. Ich kannte sozusagen jeden Laufkäfer im örtlichen grünen Tann' mit Vornamen.
Damals sah man mich auch nur noch von hinten, wenn es in der Deutschstunde um Literatur ging. Allerdings gabs da natürlich ausschließlich die üblichen Verdächtigen wie Kleist, Hoffmann, Frisch. Später dann mal Huxleys 'Schöne neue Welt'. Mit düsteren Zukunfstvisionen (wie auch generell mit Sci-Fi) hatte ich wenig am Hut. Lovecraft hat zwar durchaus Science Fiction Einflüsse, aber der Horror überwiegt - laut manchem Literaturkritiker vor allem der sprachliche.
Natürlich wurde in meiner Schulzeit auch der 'Erlkönig' auswenig gelernt. Dabei wäre doch ein Einblick in Goethes 'Faust' viel faszinierender gewesen (in stilistischer und thematischer Hinsicht), wie ich Jahre später feststellte. Auch E.T.A. Hoffmann hat weitaus Interessanteres zu bieten als sein 'Fräulein von Scuderi'. Warum in Schulen immer die Langweiler ansich guter Literaten behandelt werden, ist mir ein Rätsel. Wo bleibt die Schwarze Romantik? Joris-Karl Huysmans 'Tief unten', Hoffmanns 'Elixiere des Teufels', Flauberts 'Versuchung des heiligen Antonius' - das sind Stories, die selbst heutige Death Metal Kiddies faszinieren können.
Hätte mir ein Deutschlehrer damals Dantes 'Divina Commedia' mitsamt Dorés faszinierenden Illustrationen gegeben (oder wenigstens 'Die Maske des roten Todes' von Poe), wäre mein Tag gerettet gewesen.
Freiwillig zur klassischen Literatur zurück kam ich später: als ich mich mit dem Golden Dawn beschäftigte, stolperte ich über William Butler Yeats. Den ich literarisch hochinteressant fand. Der nächste Kandidat war James Joyce. Ulysses! Wow! Danach war es um mich geschehen - klassische Literatur begann mich zu faszinieren. Erst die englische, dann die deutsche, dann die französische.
Obwohl ich schon ein paar Jahre dabei bin: klassische Literatur ist ein Pfad, der immer weiter führt. Mit jedem Autor, den man für sich entdeckt, öffnet sich eine andere Tür zu anderen Schätzen. Gegenwartsliteratur wirkt dagegen irgendwie seelenlos. Ausnahmen wie der oben genannte Umberto Eco scheinen da nur diese Regel zu bestätigen.
Apis, Deinen Vorschlag werde ich aufgreifen. Wenn es mir erlaubt ist, fülle ich diesen Thread im Laufe der Zeit mit einigen seth-kompatiblen Zitaten aus der Schatzkiste der klassischen Literatur.
Vielleicht liegts an bestimmten Erfahrungen, die im Leben gemacht werden, welche einen Menschen freiwillig und begeistert zur klassischen Literatur (zurück)führen. Ich würde mir nicht anmaßen, das Interesse an klassischer Literatur von der inneren Reife abhängig zu machen. Daß die meisten Teenager allerdings genauso wenig mit klassischer Literatur wie mit klassischer Musik anfangen können, ist auch nichts Neues.
Naja obwohl ... ein Schulkamerad von mir stellte irgendwann fest, wie 'geil' sich Edvard Grieg anhört, den er kennenlernte, nachdem er merkte, daß das Intro zu 'Hall of the Mountain King' von Savatage aus der Peer-Gynt-Suite stammt. Und daß Ravels 'Bolero' ganz gut zu Sex passen könnte, war uns auch klar... es mußte ja nicht immer 'Samba Pa Ti' sein.
Wenn kaum jemand die Klassiker liest, ist das für mich von Vorteil. So kann ich diese auch weiterhin gebraucht und relativ billig bei Ebay einkaufen. Da ich allerdings dennoch oft überboten werde, gehe ich davon aus, daß noch jemand diese verstaubten Schinken liest - oder es in diesem Land immer wieder wackelnde Wohnzimmertische gibt.
Bye!
Lupus
(11.01.2013, 09:35)Tash schrieb:Apis schrieb:Da dürfte auch das Problem liegen: wer liest heutzutage noch Klassiker? Ein paar Schüler, weil sie da laut Lehrplan MÜSSEN. Für die Schüler von heute ist J. K. Rowling Thema, aber nicht E.T.A. Hoffmann.
Ich sehe da überhaupt kein Problem. Gerade bei Rowlings Harry Potter lässt sich die eine oder andere Aussage finden, die in höchstem Maße Seth-kompatibel ist. ^^ Da muss man nicht eigens den Hoffmann bemühen.
Nur ist J.K. Rowling in etwa so klassisch wie Dieter Bohlen musikalisch. Und was die sprachliche Eleganz von Rowling im Vergleich zu Hoffmann angeht: Ebensogut könntest Du versuchen, Charlotte Roche auf eine Stufe mit Anaïs Nin zu stellen. Bei beiden ist es feucht - das wars aber auch schon.

Als Schüler las ich privat hauptsächlich Stephen King, Clive Barker, Larry Brent, John Sinclair - und den Metal Hammer.

Lovecraft fand ich auch stark und entdeckte ihn, nachdem ich erfuhr, woher die Vorlage zu Mekong Deltas LP 'The Music of Erich Zann' stammt.
Da ich mich seinerzeit sehr für Spinnen und Insekten interessierte und auch selbst einige (Vogel)spinnen zuhause hatte, habe ich andererseits jedes Buch verschlungen, daß sich um den Bereich Arachnologie und Entomologie drehte. Ich kannte sozusagen jeden Laufkäfer im örtlichen grünen Tann' mit Vornamen.

Damals sah man mich auch nur noch von hinten, wenn es in der Deutschstunde um Literatur ging. Allerdings gabs da natürlich ausschließlich die üblichen Verdächtigen wie Kleist, Hoffmann, Frisch. Später dann mal Huxleys 'Schöne neue Welt'. Mit düsteren Zukunfstvisionen (wie auch generell mit Sci-Fi) hatte ich wenig am Hut. Lovecraft hat zwar durchaus Science Fiction Einflüsse, aber der Horror überwiegt - laut manchem Literaturkritiker vor allem der sprachliche.

Natürlich wurde in meiner Schulzeit auch der 'Erlkönig' auswenig gelernt. Dabei wäre doch ein Einblick in Goethes 'Faust' viel faszinierender gewesen (in stilistischer und thematischer Hinsicht), wie ich Jahre später feststellte. Auch E.T.A. Hoffmann hat weitaus Interessanteres zu bieten als sein 'Fräulein von Scuderi'. Warum in Schulen immer die Langweiler ansich guter Literaten behandelt werden, ist mir ein Rätsel. Wo bleibt die Schwarze Romantik? Joris-Karl Huysmans 'Tief unten', Hoffmanns 'Elixiere des Teufels', Flauberts 'Versuchung des heiligen Antonius' - das sind Stories, die selbst heutige Death Metal Kiddies faszinieren können.
Hätte mir ein Deutschlehrer damals Dantes 'Divina Commedia' mitsamt Dorés faszinierenden Illustrationen gegeben (oder wenigstens 'Die Maske des roten Todes' von Poe), wäre mein Tag gerettet gewesen.
Freiwillig zur klassischen Literatur zurück kam ich später: als ich mich mit dem Golden Dawn beschäftigte, stolperte ich über William Butler Yeats. Den ich literarisch hochinteressant fand. Der nächste Kandidat war James Joyce. Ulysses! Wow! Danach war es um mich geschehen - klassische Literatur begann mich zu faszinieren. Erst die englische, dann die deutsche, dann die französische.
Obwohl ich schon ein paar Jahre dabei bin: klassische Literatur ist ein Pfad, der immer weiter führt. Mit jedem Autor, den man für sich entdeckt, öffnet sich eine andere Tür zu anderen Schätzen. Gegenwartsliteratur wirkt dagegen irgendwie seelenlos. Ausnahmen wie der oben genannte Umberto Eco scheinen da nur diese Regel zu bestätigen.
Apis, Deinen Vorschlag werde ich aufgreifen. Wenn es mir erlaubt ist, fülle ich diesen Thread im Laufe der Zeit mit einigen seth-kompatiblen Zitaten aus der Schatzkiste der klassischen Literatur.
Vielleicht liegts an bestimmten Erfahrungen, die im Leben gemacht werden, welche einen Menschen freiwillig und begeistert zur klassischen Literatur (zurück)führen. Ich würde mir nicht anmaßen, das Interesse an klassischer Literatur von der inneren Reife abhängig zu machen. Daß die meisten Teenager allerdings genauso wenig mit klassischer Literatur wie mit klassischer Musik anfangen können, ist auch nichts Neues.
Naja obwohl ... ein Schulkamerad von mir stellte irgendwann fest, wie 'geil' sich Edvard Grieg anhört, den er kennenlernte, nachdem er merkte, daß das Intro zu 'Hall of the Mountain King' von Savatage aus der Peer-Gynt-Suite stammt. Und daß Ravels 'Bolero' ganz gut zu Sex passen könnte, war uns auch klar... es mußte ja nicht immer 'Samba Pa Ti' sein.

Wenn kaum jemand die Klassiker liest, ist das für mich von Vorteil. So kann ich diese auch weiterhin gebraucht und relativ billig bei Ebay einkaufen. Da ich allerdings dennoch oft überboten werde, gehe ich davon aus, daß noch jemand diese verstaubten Schinken liest - oder es in diesem Land immer wieder wackelnde Wohnzimmertische gibt.

Bye!
Lupus